DOKUMENTATION
Video und Musik: GRAF+ZYX

AUSSTELLUNG/AUFFÜHRUNG
1991
Im Rahmen der Landesausstellung »Mozart - Bilder und Klänge«, Schloß Kleßheim, Salzburg

PUBLIKATION
Mozart - Bilder und Klänge. Die sieben Hörräume
Otto Breicha, Angelica Bäumer, Inge Brodil, Franz Fonatsch
Hg.: Salzburger Landesausstellunge, Salzburg

PRESSE
Wer nicht hören will, kann sehen
[...]
Graf & Zyx
Der wohl fortschrittlichste und hermetischte Hörraum:
In einer eigenartig magnetischen Black Box, in der das "Licht" von sieben Monitoren flimmert - sie liefern als einzige "Lichtquellen" die "Bilder"-, wird in filigranen Strukturen Mozarts Kammermusik weitergedacht.[...]
Karl Harb, Bühne, April 91

Kammermusik

Raumkonstruktion mit Video und Musik (1990/91)
Innenraumgestaltung, Video, Computeranimation und © GRAF+ZYX
Architektur: Franz Fonatsch
Musik: Wolfgang Amadeus Mozart

An die Außenwand des Schloßes Kleßheim wird ein Raum in der Form eines auf einer Spitze stehenden Würfels gebaut. Innengröße des Raumes ca 8 x 8 x 8 m (für ca. 35 Personen).

 

In Assoziation zu 3 kammermusikalischen Stücken Mozarts entwerfen wir ein raumdynamisches System, in welchem elektronische Medien (Video, Computer) und skulpturale Raumstrukturierung als psychische Erreger wirksam werden und so subjektabhängige, fiktive Objekt- und Raumbewegungen entstehen lassen.

2 parallel laufende unterschiedliche Videobänder werden auf mehreren in die Raumkonstruktion eingebauten Monitoren gezeigt und erzeugen gemeinsam mit der bildnerischen Raumgestaltung (Holz, Stahl, Licht) ein Spannungsfeld, ein Ambiente der Gegenwart, in dem ein von der Prägung durch die Umgebungsästhetik der Vergangenheit befreites, unbelastet konzentriert
heutiges Erleben klassischer Musik ermöglicht wird.
Minimalisierte Computer-Bildstrukturen werden mit rhythmisierten und verfremdeten Video- und Filmsequenzen synchronisiert und mit anderen stilistischen Versatzstücken zu einer räumlichen Einheit arrangiert. Dabei werden auch die aus der Architektur gewonnenen Erfahrungen in den ambivalenten Zwischenbereich zwischen künstlerischer Reflexion und designhafter Affirmation übertragen und zu einer synthetischen Medienwirklichkeit stilisiert.

VORARBEIT ZU EINEM VISUELLEN ARRANGEMENT
Phantastisch! Hast du bemerkt, wie der Komponist im dritten Satz ein rhythmisches Muster aus den Intervallen der Krebswendung seiner Originalgrundgestalt geschaffen hat?[1]

Was geschieht, wenn wir hier mit einem willkürlichen Samen beginnen, beispielsweise mit x=0,04?
Die Bahn, die sich daraus ergibt, ist in Abbildung 15-3 oben zu sehen. Wie man sieht, passiert etwas sehr Hübsches. Zuerst steigen die Werte in die Nähe von x* (jetzt ein instabiler Fixpunkt von f), dann aber drehen sie sich allmählich spiralenartig nach außen und finden schließlich nach und nach zu einer Art »Quadrille«, indem sie zu zwei Spezialwerten x*1 und x*2 konvergieren.
Dieses elegante Oszillieren nennt man einen 2-Zyklus, und das x-Wertepaar (x*1 und x*2), aus dem dieser 2-Zyklus besteht, wiederum einen Attraktor - genauer gesagt handelt es sich um einen Attraktor der Periode 2.
Dieser Ausdruck besagt, daß unser 2-Zyklus stabil ist: Er zieht x-Werte weit und breit an sich, sobald f iteriert wird. Schließlich verfällt die Bahn für jeden positiven Wert des Samens (außer x* selbst) dem gleichen Tanz.
Damit soll ausgesagt werden, daß sich die Bahn dem perfekten 2-Zyklus, der sich aus den Punkten x*1 und x*2 zusammensetzt, asymptotisch annähert, auch wenn sie diesen nie ganz exakt erreicht.
Vom Standpunkt eines Physikers her gesehen aber wird die Genauigkeit der Annäherung so groß, daß man ebensogut sagen könnte, die Bahnen sind dem Attraktor »in die Falle« gegangen.[2]
[1] aus Russel Garcia: Das Moderne Arrangement. Band 2, S. 69
[2] aus Douglas R. Hofstadter: Metamagicum. S. 391

Chamber Music

A room in form of a cube balanced on one corner is attached to the external wall of the castle Klessheim. The interior dimensions of this room are 8 x 8 x 8 m (for approximately 35 persons).
In association with 3 pieces of chamber music by Mozart we design a space-dynamic system, in which electronic media (video, computer) and visually structured space operate as psychic agents, and thus generate subject-dependent, fictive object and spatial movements.
2 different video tapes are shown parallel on several monitors integrated in the room's construction; together with the visual space design (wood, steel, light) they generate a field of tension, an ambiance of presence, which allows an unbiased, focused and actual experience of classical music exempt from the cultural imprint and the aesthetics of the past.
Minimized computer imagery structures are synchronised with rhythmically alternated and alienated sequences of video clips and movies, and arranged into spatial unity with other stylistic bits and pieces. Thereby, insights gained from architecture are assigned to an ambivalent area in between artistic reflection and design-like affirmation, stylised as a synthetic medial reality.
[SvdG]