RAUMKONSTRUKTION
Kinetische Roboter-Laserplastik
1990/1991
Innovationscenter Hallein/Taxach, EMCO Maier Ges.m.b.H.
Objektfotografie: Gottfried Goiginger im Auftrag von EMCO

[1]
The Medium is the Message
»Denn die ›Botschaft‹ jedes Mediums oder jeder Technik ist die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt.«
Nach Marshall McLuhans Meinung - seine unorthodoxen Ideen über Kommunikation rührten von seiner Überzeugung her, dass die elektronischen Medien, speziell das Fernsehen, einen weit grösseren Einfluss ausüben, als die Inhalte, die sie transportieren - haben alle Techniken, Werkzeuge und Umgebungen großen Einfluß auf den Menschen und dessen sinnliche Wahrnehmung und er sieht in ihnen eine Ausweitung, bzw. Amputation, des Menschen und seiner natürlichen Sinne. Dadurch würden uns neue Dimensionen von Zeit und Raum zugänglich…
Der Mensch erkennt sich in seiner Technik nicht wieder, sie bleibt ihm fremd. Er kann seine »Prothesen« [Sigmund Freud] nicht beherrschen. Unfähig zur Erkenntnis seiner selbst in dieser Technik, ist er ihren Wirkungen ausgeliefert und wird zum Servomechanismus seiner Objekte…
Auszug © www.utoronto.ca - University of Toronto.

Netzkunst?

Marshall McLuhans Satz »the medium is the message« im Sinn seiner negativen Bedeutung - der Entfremdung[1] - setzen GRAF+ZYX ganz bewusst ihre persönliche Produktionstrategie, die der spielerischen Aneignung und Beherrschung unterschiedlichster analoger wie digitaler Techniken entgegen und erfüllen somit eine andere Utopie McLuhans. McLuhan sieht in seiner Vision jeden Menschen als potentiellen Künstler. Die Arbeit als Lebensinhalt wird durch Wissen und Lernen abgelöst und der Mensch als Künstler arbeitet nicht mehr, sondern er erschafft, »denn die Technik verhilft ihm zur Realisation seiner geistigen Produkte und macht den Menschen wirklich frei«.

Allerdings wird - aus heutiger Sicht gesehen - der Widerspruch zwischen Produktion/Kunst und Konsumption/Masse allein durch eine technisch mögliche Einlösung des positivistisch-utopischen Anspruchs noch lange nicht aufgehoben. Denn in der Realität bleibt der Masse die tiefere Erkenntnis über das Medium versagt und damit auch die über den möglichen Inhalt und andererseits bleibt dem »neuen Erschaffenden« aufgrund asymmetrischer Macht- und Besitzverhältnisse der Weg in die Massenmedien verstellt.
So bleibt der Medienkünstler auch 2006 noch das was er immer schon war, ein einsamer Grenzgänger zwischen Zeit und Raum. Im Bewußtsein dieser ernüchternden, kulturpolitischen Tatsache formulieren dazu die Künstler kritisch:

»In einer eleganten Konstruktion der ›Freiheit‹ als Zwillingswort die ›Utopie‹ vorangestellt – und schon wird ein paradiesischer Zustand aus den Angeln gehoben, denn der Utopie haftet der schlechte Ruf an, dass sie ›im Zustand der Unschuld eines romantischen Denkens beginnt, um in einem Inferno totalitärer Exzesse zu enden‹ (l. Bossle). In der Zwickmühle genau dieses philosophischen Dilemmas – das eigentlich eine existentielle Krise darstellt – wird nun der Künstler tätig und entwickelt seine ästhetischen Konzeptionen zu einer Utopie der freien Form, wobei über den Wert dieser Tätigkeiten damit noch nichts gesagt ist.« [© GRAF+ZYX 2005]