Netzkunst?
Marshall McLuhans Satz »the medium is the message« im Sinn seiner negativen Bedeutung - der Entfremdung[1] - setzen GRAF+ZYX ganz bewusst ihre persönliche Produktionstrategie, die der spielerischen Aneignung und Beherrschung unterschiedlichster analoger wie digitaler Techniken entgegen und erfüllen somit eine andere Utopie McLuhans. McLuhan sieht in seiner Vision jeden Menschen als potentiellen Künstler. Die Arbeit als Lebensinhalt wird durch Wissen und Lernen abgelöst und der Mensch als Künstler arbeitet nicht mehr, sondern er erschafft, »denn die Technik verhilft ihm zur Realisation seiner geistigen Produkte und macht den Menschen wirklich frei«.
Allerdings wird - aus heutiger Sicht gesehen - der Widerspruch zwischen Produktion/Kunst und Konsumption/Masse allein durch eine technisch mögliche Einlösung des positivistisch-utopischen Anspruchs noch lange nicht aufgehoben. Denn in der Realität bleibt der Masse die tiefere Erkenntnis über das Medium versagt und damit auch die über den möglichen Inhalt und andererseits bleibt dem »neuen Erschaffenden« aufgrund asymmetrischer Macht- und Besitzverhältnisse der Weg in die Massenmedien verstellt.
So bleibt der Medienkünstler auch 2006 noch das was er immer schon war, ein einsamer Grenzgänger zwischen Zeit und Raum. Im Bewußtsein dieser ernüchternden, kulturpolitischen Tatsache formulieren dazu die Künstler kritisch:
»In einer eleganten Konstruktion der ›Freiheit‹ als Zwillingswort die ›Utopie‹ vorangestellt – und schon wird ein paradiesischer Zustand aus den Angeln gehoben, denn der Utopie haftet der schlechte Ruf an, dass sie ›im Zustand der Unschuld eines romantischen Denkens beginnt, um in einem Inferno totalitärer Exzesse zu enden‹ (l. Bossle). In der Zwickmühle genau dieses philosophischen Dilemmas – das eigentlich eine existentielle Krise darstellt – wird nun der Künstler tätig und entwickelt seine ästhetischen Konzeptionen zu einer Utopie der freien Form, wobei über den Wert dieser Tätigkeiten damit noch nichts gesagt ist.« [© GRAF+ZYX 2005]