RAUMKONSTRUKTION
Kinetische Roboter-Laserplastik
1990/1991
Innovationscenter Hallein/Taxach, EMCO Maier Ges.m.b.H.
Objektfotografie: Gottfried Goiginger im Auftrag von EMCO

[1]
»Unser künstlerisches Interesse lag immer schon in der Erfindung originärer, künstlicher Situationen und Räume unter Anwendung der neuen Medien wie Video, Fotografie und Musik, aber auch der traditionellen bildnerischen Techniken. Unser Gestaltungsprinzip wird von uns immer unter die Prämisse »Ästhetisierung des Alltags« gestellt, was wir so definieren, dass der Künstler in reale Alltagssituationen so weit eingreifen muss, dass diese ihre Bedeutung für diesen »Alltag« verlieren und dass durch einen bewussten, radikalen und massiven Eingriff neue ästhetisch-inhaltliche Qualitäten höherer Ordnung entstehen. Der Begriff Ästhetisierung des Alltags wurde von uns erstmals 1979 auf unsere künstlerische Arbeit angewendet.«

GRAF+ZYX : MUSEUM OF PRIVATE ARTS

GRAF+ZYX haben sich bereits Ende der 1970-er Jahre der »Ästhetisierung des Alltags«[1] auf allen Gebieten einer Cross-Culture verschrieben. Ihre Arbeiten in den Bereichen Video/Computer/Laser/Webkunst und -programmierung, Fotografie, Grafik, Videoskulptur und Musik wurzeln musikalisch im Beat und im Elektronik Rock der 60-er und 70-er Jahre, dem Free-Jazz und der klassischen Moderne, bildnerisch in der Pop Art, im Konstruktivismus, Futurismus, Dada und im zeitgenössischen Design, während die englischsprachigen Liedtexte – immer selbst verfasst und interpretiert – obskuren, existenzialistischen Dialogen mit der Welt gleichen und bei Bedarf durch Modulation der Stimme bis zur nationalsprachlich unbestimmbaren Lautmalerei transformiert werden.

Unter diesen universellen Aspekten lassen sich auch ihr konzeptueller Ansatz und ihre theoretischen Texte zu ihren medienübergreifenden Arbeiten verstehen. Schönheit neben Hässlichkeit und kompliziert-raffinierte Konstruktion neben stereotyper Einfachheit in friedlicher[?] Koexistenz. Eine intellektuell scharfe Formulierung neben einer auf allgemeine Verunsicherung des Publikums abzielenden, bewusst ästhetisch in die Irre führenden, überbordenden Emotionalität bis hin zum Comix. Und glaubt man die künstlerische Intention erfasst zu haben und sich entspannt der Sicherheit seiner Betrachtung hingeben zu können, konterkariert die nächste unterschwellig angesetzte zynische Phrasierung diese Idylle garantiert.

Ihre künstlerischen wie auch ihre kommerziellen Produktionen wollen von ihnen immer als ihre persönliche Zeichensetzung der Abgrenzung vom allgemein Menschlichen und als subversive Kritik an kollektiv »scheinbar« gesicherten Denkweisen und Zeichencodes begriffen werden und darüber hinaus als ganzheitliche Interpretation, als medien- und raumübergreifendes, ästhetisches aber flüchtiges Statement eines »unsagbaren«, intellektuell und emotional divergierenden Ganzen verstanden werden.

Neben der Produktion von Tonkassetten, Schallplatten bzw. Videoclips und Werbung, begannen sie ab 1982, speziell für die Präsentation in Kunstausstellungen, eigene »Mediensynthetische Programme« zu entwickeln. Diese audio-visuellen Gestaltungen waren immer medienübergreifend und multimedial konzipiert und wurden in Form von Tonbandkonzerten, multipel geschichteten Projektionen [S-8 Filme] bzw. Videoprojektionen und mit Live-Tanz oder erweitert durch Versatzstücke der eigenen Kunstproduktion – Bilder und Objekte – aufgeführt. Ihr Schritt in den Raum und dessen »elektronische« Gestaltung wurde von ihnen ab 1984 unter der Bezeichnung »elektronische Architektur« oder »elektrodynamisches Raumdesign« in Ausstellungen und im ORF dem Publikum präsentiert.
© tamara star|R|

GRAF+ZYX : MUSEUM OF PRIVATE ARTS

Already in the late 1970s GRAF+ZYX committed themselves to the „aestheticisation of everyday life“ in all fields of a cross-culture. Their works with video, computer, laser, web design and programming, photography, graphic design, video sculpture, and music are visually influenced by Pop Art, Constructivism, Futurism, Dadaism and contemporary design, and musically rooted in Beat and Electronic Rock of the 60s and 70s, Free Jazz and classical modern music, whereas the lyrics in English – always composed and interpreted by GRAF+ZYX themselves – resemble obscure, existentialist dialogues. When required, voice modulation transforms the lyrics into a linguistically indefinable echoism.

Their conceptual approach and their theoretical texts on their intermedia works can also be understood from these universal aspects. Beauty next to ugliness and complex sophisticated constructions next to stereotypical simplicity, in peaceful co-existence. An intellectually harsh phrase next to an aesthetically disorientating, exuberant emotionality to the point of a „comix“, which is directed at unsettling the audience in general. As soon as the viewer believes in having fully grasped the artistic intention and relaxes in the certainty of his observation, another subliminally delivered cynical phrasing is guaranteed to foil this idyll.

GRAF+ZYX want to have their artistic as well as their commercial productions understood as a personal signpost of their dissociation from human nature at large and as a subversive criticism on seemingly collectively trusted ways of thinking and character codes. Moreover, they want to have them seen as an all-integrating interpretation transcending media and space, as an aesthetic if all the same ephemeral statement on an »unutterable«, intellectually and emotionally diverging whole.

In addition to the production of tapes, records and video clips as well as advertising, from 1982 onwards they began to develop their own »media synthetic programmes« especially for the display in art exhibitions. These multi- and intermedia audiovisual compositions were staged in form of tape-concerts, multiple stacked projections [S-8 movies] or video clip projections, and extended by live dance performance or pieces of their own art production – pictures and objects. From 1984 onwards they presented their move towards the design of space and its electronic arrangement as »electronic architecture« or »electrodynamic space design« in exhibitions and in broadcastings of the ORF (public Austrian TV and radio channel) to the public.
© tamara star|R| [translation SvdG]